Das Wohnprojekt

In Hannover fanden sich im Jahr 1996 eine Reihe von Menschen (vorwiegend Frauen) im Alter von 60 bis 75 Jahren zu einer Gruppe zusammen mit dem Ziel, selbstbestimmt und doch nicht allein zu leben. Sie wollten sich im Krankheitsfall, bei zunehmenden Alterserscheinungen und darüber hinaus, gegenseitig beistehen, um möglichst eine Unterbringung im Pflegeheim zu vermeiden oder zumindest hinauszuschieben. Dieser Gedanke, mit Beginn des Ruhestands durch gemeinschaftliches Wohnen für die eigene eventuelle Vereinsamung oder Pflegebedürftigkeit selbst Verantwortung zu übernehmen, war damals noch neu.
Endlich, im März 2001, konnte die Gründergeneration in ein Mietshaus in Hannover-Kronsberg mit 3 ½ Geschossen und zwei Eingängen einziehen. Es handelt sich um 16 Ein-, Zwei- und Dreizimmerwohnungen mit Balkonen oder Terrassen. Eine davon dient als Gemeinschaftswohnung.

Die Gruppe entwickelte für das gemeinschaftliche Wohnen Grundsätze, die noch heute für das Wohnprojekt „Gemeinsam statt Einsam e.V.“ gelten. Sie sind nachstehend aufgelistet und spiegeln in ihrer Formulierung den derzeitigen Diskussionsstand wider:

  • Jede bzw. jeder von uns führt ein individuell gestaltetes Leben in einer abgeschlossenen Mietwohnung mit einem eigenständigen Mietvertrag.
  • Wir nehmen mit unseren Flurnachbarn täglich Kontakt auf, um vertrauensvolle Beziehungen untereinander zu fördern.
  • Nähe und Distanz zueinander bestimmen wir selbst.
  • Unsere Gruppe trifft sich regelmäßig.
  • Zu unserem Alltag gehören viele gemeinsame Aktivitäten
  • Wir werben kontinuierlich um Nachrückende ab 50 Jahre, die bereit sind, sich bis zum Freiwerden einer Wohnung als externe Mitglieder in das Gruppenleben einzubringen.
  • Wir helfen uns untereinander, besonders, wenn jemand krank ist oder bei altersbedingten Einschränkungen. Sollten wir mehr Hilfe benötigen übertragen die Einzelnen oder ihre rechtlichen Bevollmächtigten pflegerische und wiederkehrende hauswirtschaftliche Arbeiten an Fachdienste. Somit ist die Aufnahme in unser Wohnprojekt an die Fähigkeit gebunden, den eigenen Lebensalltag (zunächst) selbständig zu bewältigen und Gruppenaufgaben verantwortlich übernehmen zu können.
Gemeinsames Kochen und Essen

Seit 2005 sind neue Mitglieder in unser Wohnprojekt aufgenommen worden, die sich alle schnell integriert haben – die letzten sechs seit 2015. Sie werden von den Gründern wegen des Altersunterschieds als zweite Generation gesehen. Die Gemeinschaftswohnung ist der Mittelpunkt unserer Wohngruppe. Hier treffen wir uns alle zwei Wochen, um das Miteinander gemeinsam zu planen. Im Anschluss daran sitzen wir gemütlich noch bei einem Glas Wein und klönen.

Zu unseren festen Verabredungen gehört auch die gemeinsame Feier des Ostermontags, des zweiten Weihnachtstages und des Jahreswechsels. Diese Treffen bedeuten uns so viel, dass einige von uns dafür sogar eher von ihren Familien zurückkehren.

Wir alle freuen uns darauf, unseren Geburtstag mit der Wohngruppe in der Gemeinschaftswohnung zu feiern. Wer Zeit und Lust hat trifft sich sonntags zum Frühstück. Am ersten Sonntag findet unser Literaturfrühstück statt, zu dem wir oft auch in unser Projekt aufgenommene Gäste einladen. Einmal monatlich veranstalten wir einen Brunch, zu dem alle, die teilnehmen, etwas beitragen. Einmal monatlich kochen wir gemeinsam. Spielrunden, gemeinsame Spaziergänge, Kino-, Theater- oder Konzertbesuche, aber auch der spontane Klönschnack im Treppenhaus und vieles mehr gehören zu unseren Aktivitäten.


Durch viele Gespräche und gemeinsame Aktionen haben wir untereinander vertrauensvolle Beziehungen entwickelt, die eine große Bereitschaft hervorgerufen hat, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Leben bereichernd, anregend und wohltuend ist, wenn wir achtsam und wertschätzend miteinander umgehen.